Kulturraum Friedhof Lette
Im ersten und zweiten Weltkrieg bezahlten viele Soldaten aller Kriegsparteien ihren Einsatz mit dem Leben. Die Gefallenen hinterließen in ihren Familien große Lücken. Ihr Tod im Krieg, meist fern der Heimat, löste tiefe Trauer aus.
Das aus Sandstein geschaffene Denkmal wurde im Jahre 1923 von einem Bildhauer der sogenannten „Wiedenbrücker Schule“ geschaffen.
Das Denkmal zeigt einen demütigen, verletzlichen und trauernden Soldaten, kniend mit gefalteten Händen, den Helm neben sich am Boden liegend, der nichts von einem Helden an sich hat.
Es ist ein ruhiges und stilles Mahnmal gegen den Krieg und ist - obwohl im Jahre 1923 geschaffen – eindringlich und mit Blick auf das aktuelle Zeitgeschehen geradezu zeitgemäß.
Bildbeschreibung: Das Mahnmal stand auf dem Friedhof mit Front zur Beelener Straße inmitten von sechs Gefallenengräbern des Ersten Weltkrieges, wovon jedes ein kleines steinernes Kreuz mit dem Namen des Gefallenen trägt.
Rückkehr des Mahnmals an historischen Ort
Vermutlich Ende der 1960er Jahre wurde es entfernt und drohte entsorgt zu werden. Herr Vielstädte, Bildhauer aus dem benachbarten Herzebrock-Clarholz, rettete es aus dem Schutt und bewahrte es so vor der Zerstörung und Entsorgung.
Durch Zufall wurde es von vor Jahren von den Verantwortlichen des DEK-Projektes "Kulturraum Friedhof Lette" wiederentdeckt.
Schnell war die Idee geboren, das Mahnmal zurück an seinen ursprünglichen Ort zu verbringen und dort dauerhaft aufzustellen. Die Projektverantwortung übernahmen Annetraud Nordhus und Marc Berkenkötter.
Neben Fördermitteln flossen erhebliche Spendenmittel von Privaten, Letter Unternehmen und des Rotary Clubs Beckum, organisiert von dessen Mitglied Dr. Reinhold Festge, in die Sanierung und fachgerechte Aufstellung des Mahnmals.
Zugleich wurde ein einladender und besinnlicher Ort zum Gedenken geschaffen. Die feierliche Einweihung erfolgte am 17. September 2023.
Einweihung des Mahnmals am 17. September 2024
Historischer Blick
Die von Amtmann Freiherr von Elmendorff geführte Amtschronik des Amtes Herzebrock (bis 1970 war Lette eine Gemeinde im Amt Herzebrock / Kreis Wiedenbrück) berichtet 1914:
Das größte und bedeutendste Ereignis dieses Jahres ist der jähe Ausbruch eines gewaltigen Krieges … Der Segen eines mehr als 40 jährigen Friedens wurde jäh unterbrochen durch die am 31. Juli 1914 um 6 Uhr abends erfolgte Erklärung des Kriegszustandes über Deutschland … Am 1. August (Dienstag) um 6 Uhr abends erfolgte in Deutschland die Mobilmachung der gesamten Armee … Schon bald machte die Aufregung mehr und mehr der aufrichtigen Sorge um das Heil des Vaterlandes Platz, die Jugendlichen meldeten sich in Scharen als Kriegsfreiwillige zu den Waffen und verließen neben den fast restlos einberufenen Reserve‐ und Landwehrleuten die Heimat, um dem Vaterlande beizustehen …(Zitate aus dem Heimatbuch zur 850‐Jahr‐Feier „Clarholz und Lette ‐ in Geschichte und Gegenwart, S. 327/328")
Eine gewisse Euphorie, verstärkt durch erste Siegesmeldungen, hielt jedoch nicht lange an: Durch die vielen Kriegseinberufungen entstand überall Arbeitermangel, der besonders in der Landwirtschaft, aber auch in der Wirtschaft und Infrastruktur große Lücken riss. Und: Schon im August 1914 gab es erste Nachrichten über gefallene Einberufene. Bis zum Ende des Jahres 1914 waren 7 Soldaten aus Lette gefallen (so genannte „Kriegssterbefälle“, Zitat o.a. Heimatbuch) oder nachträglich an einer Verletzung gestorben.
Der „Kriegssterbefall“ Heinrich Luhmeyer (gefallen am 3.10. 1914 im Alter von 29 Jahren) wurde am 3. November 1914 feierlich auf dem Friedhof in Lette beigesetzt. Der Kriegerverein Lette dokumentierte alle Kriegsteilnehmer mit Namen und Foto auf diesem Bild: