Zeitreise
Um 890 nach Chr.
In der Vor- und Frühgeschichte taucht Oelde urkundlich zum 1. Mal im Jahre 890 als "Ulithi", später als "Ulidi", "Ulethe", "Olede", Ollede", "Olde", "Oldendorp" und "Oelde" auf. In den ersten Urkunden werden Bauern benannt, die an das Stift Werden an der Ruhr Abgaben zu entrichten hatten. Aufgrund von Bodenfunden und Urnengräbern steht jedoch fest, dass lange vor dem Jahre 890 Menschen hier gewohnt haben müssen. (auf dem Bild Funde von Tonkrügen, die im Bereich des Baugebietes Weitkamp I gefunden wurden)
Im Jahre 1457
Wann und in welchem Kampf die "vestunge" zerstört wurde, ist nicht einwandfrei belegbar. Es könnte lt. Münsterischer Chronik im Jahre 1457 gewesen sein, als zu Ende der Stiftsfehde Junker Behrendt von der Lippe und Graf Conrad von Rietberg die Kirchspiele Stromberg und Oelde verwüsteten. Die damalige Siedlung in Oelde umfasste in etwa den Bereich Kirchplatz, Ruggestraße, Lehmwall, Kirchstraße, Pastor- bzw. Herrenstraße, Paulsburg-Festung und Lange Straße bis zum Stadttor kurz vor der Einmündung der späteren Geiststraße. Vermutlich sind diesem Kampf die Kirche, die Paulsburg sowie zahlreiche Häuser zum Opfer gefallen. (aus Oelde, die Stadt in der wir leben)
20. Juli 1483
Vermutlich am 20. Juli 1483 (Gedenktag der Heiligen Margarete) fand das Kirchweihfest der St.-Johannes-Kirche statt. Darauf deutet die älteste Glocke hin, die sich seit 1483 im Turm befindet.
Um 1550
1601 wurde ein neuer Lagerstein für die „öldische Wassermühle“ benötigt. Aus der ungefähren Lebensdauer eines Lagersteins lässt sich schließen, dass es die Wassermühle schon um 1550 gegeben haben muss. Der Mühlenteich wurde 1591 erwähnt. Damit gilt Kramer's Mühle als einer der ältesten Gewerbebetriebe der Stadt.
23. Oktober 1605
Kurz vor Mittag stehen plötzlich 18 Häuser und etliche Scheunen und Speicher in Flammen. Vermutlich fiel auch das Rathaus den Flammen zum Opfer. Die Menschen waren auf sich allein gestellt und auf Hilfe und Almosen der Nachbarn, Freunde und Verwandte angewiesen. Am 3. November 1605 hatte angesichts der Not der Stromberger Amtsdroste Adolf von Nagel zu Ittlingen folgenden Aufruf erlassen: "Zu wißen, dass in Anno 1605, den 23. Octobris, allhie bynnen Ulde uff der Langerstraßen, kurtz vur Mittagh 18 Hausern neben etzliche Spickern kleghlichen verbrannt. Nach Kollekten in den Nachbarorten gingen insgesamt 164 Reichstaler ein, u.a. aus Wiedenbrück und aus Wadersloh. Sie konnten die erste Not lindern, jedoch mussten sich die Betroffenen hoch verschulden, um ihre Existenz neu aufzubauen.
(Quelle: Oelde, die Stadt in der wir leben; Herausgeber: Kreisgeschichtsverein Beckum-Warendorf e.V., Oelde, 1987)
(Nach dem Stadtbrand entstand das neue Rathaus (Bildmitte) auf dem heutigen Marktplatz)
mehr Informationen zu den Rathäusern)
Im Jahre 1738
Joan Hermann Schwarze zieht von Westkirchen mit dem kompletten Firmensitz nach Oelde, erwarb die Bürgerrechte, heiratete die Tochter eines Wirtes und Brenners und schuf so das Fundament der Oelder Kornbrennerei Schwarze, auf dem das Unternehmen heute noch steht und in der 13. Generation geführt wird.
Im Jahre 1742
Die Genehmigung zum Bau einer Synagoge wird erteilt. Sie entsteht im Garten des Nathan Samuel in einstöckiger Bauweise (heute im Bereich Lange Straße 21).
Im Jahre 1769
1769 erwirbt Franz Arnold Veltmann die Oelder Bürgerrechte und pachtet im selben Jahr die Gaststätte mit Brauerei an der Kortenstraße 59, heute Ruggestraße 3, von den Jesuiten auf Haus Geist. Am 8. Juni 1774 konnte er das Anwesen erwerben. Der Grundstein für die heutige Pott´s Brauerei war gelegt.
(Abbildung zeigt Zufahrt zur Brauerei Pott-Feldmann in der Bahnhofstraße; ca. 1950er-Jahre)
10. Oktober 1800
"Am 10. Oktober 1800 entstand des nachmittags bei heftigem Westwinde in dem damaligen, an der Rathausbache belegenen Kramerschen Hause (das erste auf der Pastors Straße vom Kirchhofe aus linker Hand) Feuer, welches innerhalb 3 Stunden die ganze Oststraße, Kirchstraße, Pullort und Lehmwallstraße, sowie die Häuser aufm Trippenhof und mehrere Häuser am Kirchhofe in Asche verwandelte."
(Bericht der Ortschronik; Kreisarchiv Warendorf, Oelde B152).
Insgesamt verbrannten 105 Häuer und sechs Scheunen und Brennhäuser. Die Not war groß, denn zwei Drittel der Stadt lagen in Schutt und Asche. Zwar waren alle vom Brand Betroffenen in einer Feuerversicherung, jedoch zumeist deutlich unterversichert. Der Bitte an die Regierung, die monatliche Schatzung von 28 Reichstalern, die Oelde zu jeder Zeit zu entrichten hatte, zumindest zu erlassen, wurde nur teilweise nachgekommen. Man reduzierte die Zahllast auf jeden zweiten Monat. Mehr Hilfe gab es von Fürstbischof Maximilian Franz. Er wies seinen Rentmeister auf Haus Geist an, Holz für den Wiederaufbau der Häuser zu günstigen Konditionen bereitzustellen. Am 10. Dezember wurden einige hundert Eichen verkauft. Der Wiederaufbau hat sich gleichwohl länger hingezogen. (Quelle: "Oelde, die Stadt in der wir leben")
Um 1828
Im Sommer 1828 teilte der Oelder Bürgermeister dem Landrat in Beckum mit, "Die hiesigen Judenschaft hat kein Schullokal, und deren Synagoge gleicht wegen ihrer Beschränktheit und schlechten baulichen Einrichtung eher einem Viehstall als einem zur Gottesverehrung geweihten Orte". Jetzt wolle man einen Neubau erreichen und habe das "Haus des Bürgers Bäumker gekauft, um hinten am Garten eine geräumige Synagoge anzulegen, darnach das Schulzimmer auszubauen und vorne an der Straße die Wohnung für den jüdischen Lehrer einzurichten, indem auch dieses immer mangelte.
(Synagoge vorne ganz rechts im Bild, heute Ruggestraße 10)
15. Oktober 1847
Zum ersten Mal hält ein Zug in Oelde. Der erste Oelder Bahnhof entsteht in der Verlängerung der Straße "Kleygarten". Ab Oktober 1847 fahren Züge über Oelde von Köln nach Minden. Bis Ende des Jahres 1847 verkauft die Station 4.933 Fahrkarten, im Güterverkehr werden 44,25 Tonnen aufgegeben. Der Wirtschaft gibt dies in den folgenden Jahrzehnten enormen Aufschwung.
(Mehr zur Geschichte des Oelder Bahnhofs)
Im Jahre 1854
Das Gebäude entsteht an der Geiststraße - gegenüber dem Hotel Mühlenkamp. Möglich macht es die überaus große Spendenbereitschaft der Oelder.
(Mehr zur spannenden Entstehungsgeschichte)
20. Juli 1858
Wie es wirtschaftlich um Oelde im 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stand, zeigen die Bemühungen von Amtmann Beckmann. Er hatte schon 1844 erste Versuche unternommen, eine Sparkasse zu gründen. Auch 1854 und 1856 lehnte die Gemeindeversammlung die Einrichtung ab, denn „bisher glaubt man nicht, dass hier eine Sparkasse Nutzen bringe, da die Teilnahme wegen des geringen Gesindelohns und der großen Dürftigkeit der Tagelöhner- und Handwerkerklasse ganz und gar unbedeutend sein würde“. Doch Amtmann Beckmann ließ nicht nach: Am 20. Juli 1858 wurde im Hause Lange Straße 23 schließlich die Sparkasse eröffnet. Ausgestattet mit einem Kassenbuch, 100 Sparbüchern und der Garantie der Stadtgemeinde Oelde konnten die Geschäfte aufgenommen werden.
Im Jahre 1895
Das Marienhospital erhält einen Erweiterungsbau entlang der Geiststraße.
(Zur spannenden Geschichte des Marienhospitals)
Im Jahre 1871
Die Geburtsstunde der Oelder Industrie schlug nach dem siegreichen Ausgang des Krieges 1870/71. Optimismus und Unternehmungsgeist machten sich auch in Oelde bemerkbar. 1871 gründete Heinrich Frieling eine Werkstatt für verzinnte und lackierte Haus- und Küchengeschirre. Daraus entwickelt sich die Firma W.&H. Frieling mit einem Stanz- und einem Emaillierwerk.
(Abbildung zeigt Frieling-Industriearbeiter aus dem Jahre 1879)
14. Mai 1880
Am 14. Mai 1880 erscheint die erste Ausgabe der „Oelder Zeitung“. Engelbert Holterdorf aus Bockum bei Lüdinghausen hatte sich 1880 Oelde als Verlagsort ausgedeutet. Wegen der ständig wachsenden Verbreitung wählte Holterdorf schon bald den Namen „Glocke“.
(Weitere Informationen:
Vom Brennen & Brauen
Anfänge der Industrialisierung)
12.03.1890
Das alte Rathaus (Bildmitte), das nach dem Stadtbrand im Jahre 1605 errichtet wurde, wird abgerissen.
(Weitere Informationen zu Rathäusern)
Im Jahre 1892
Umzug in das "schönste Gebäude dieser Straße", so zumindest beurteilte "Die Glocke" die Wahl des neuen Amtssitzes an der Bahnhofstraße. Das Gebäude beherbergt damals nicht nur die Stadtverwaltung, sondern auch eine Polizeistation. Nach und nach werden neue Ämter eingerichtet und die Zahl der Beschäftigten wächst.
(Abbildung zeigt links das Rathaus im Jahre 1892)
(Mehr Informationen)
Im Jahre 1893
1893 gründeten der aus Diestedde stammende Franz Ramesohl und der in Lippstadt geborene Schnitzer und Kunsttischler Franz Schmidt die Firma Ramesohl & Schmidt, Spezialfabrik für Separatoren. Seit 1899 war die Firma eine Aktiengesellschaft, 1941 wurde sie umbenannt in Westfalia Separator AG. Seit 1990 gehört Westfalia Separator zur GEA Group.
Auch Autos wurden eine Zeitlang bei Ramesohl & Schmidt gebaut. Für den normalen Arbeiter, der rund 100 bis 200 Mark verdiente, waren die 3.500 bis 10.000 Mark teuren Fahrzeuge jedoch unerschwinglich. Die Produktion wurde 1913 verkauft.
(Abbildung zeigt Unternehmen ca. 1950er-Jahre)
Im Jahre 1897
Den Unternehmer Carl Haver zieht es 1897 mit seiner Drahtweberei Haver & Boecker von Hohenlimburg nach Oelde. Grund ist die gute Lage an der Köln-Mindener Eisenbahn.
(Bild stammt vermutlich aus den 1950er-Jahren)
26. September 1901
Die neue Krankenhauskapelle wird feierlich eingeweiht.
(in der Bildmitte, davor der Krankenhausgarten; Aufnahme der Gebäuderückseite mit Krankenhausgarten; aus östlicher Blickrichtung)
(Aus dem Alltag im Krankenhaus in früheren Zeiten)
Im Jahre 1913
1913 erfolgte die Grundsteinlegung für den großen Ost-West-Flügel, der aus eigenen Mitteln finanziert wird. Nach der Fertigstellung diente dieser zunächst als Lazarett. (Das Marienhospital in den Zeiten des Kriegs)
11.06.1938
Die Tageszeitung "Die Glocke" veröffentlicht die Bebauungs- und Aufteilungspläne für das Stadtparkgelände (Utopia).
Reichspogromnacht 9. November 1938
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 zerstörten SA- und SS-Angehörige den Synagogenraum und warfen Kultgegenstände auf die Straße. Das Gebäude selbst blieb unzerstört, da bereits Kaufabsichten eines „arischen“ Nachfolgers bestanden. Mit Unterstützung von SA-Leuten aus Ahlen zerstörten einheimische NS-Aktivisten das Eigentum jüdischer Bewohner und versetzten die Menschen in Angst und Schrecken. Die wenigen noch in Oelde lebenden Juden wurden in zwei „Judenhäusern“ zusammengelegt und Ende 1941 mit Sammeltransporten „in den Osten“ deportiert. Nachweislich mindestens 13 aus Oelde stammende bzw. hier längere Zeit ansässig gewesene Juden wurden Opfer des Holocaust.
Der vom Regime in Oelde eingesetzte Bürgermeister, der bei der Durchführung der Deportation aktiv tätig gewesen war, wurde 1961 wegen „Beihilfe im Amt zu schwerer Freiheitsberaubung“ zu einer Haftstrafe von einem Jahr verurteilt.
(auf dem Bild die Synagoge ganz rechts; heute Ruggestraße 10)
(Jüdisches Leben in Oelde mit Zeitzeugenberichten zur Reichspogromnacht)
In den 1950er-Jahren
Ansicht des Marienhospitals in den 1950er-Jahren aus nördlicher Sicht (In der Geiststraße; gegenüber dem Hotel Mühlenkamp)
(Spannendes zur Geschichte des Marienhospitals)
gebuat vom damaligen Oelder Bauunternehmen Anton Probst; das runde Fenster war das gesellenstück von Ferdinand Senior
Im Jahre 1956
Das Marienhospital wird um den Nord-Süd-Flügel erweitert.
(Spannendes aus der Geschichte des Marienhospitals)
20. Juli 1978
Die Abbrucharbeiten der alten Gebäude an der Geiststraße beginnen. Um das "moderne" Marienhospital fertigstellen zu können, mussten zunächst die alten Gebäude zur und entlang der Geiststraße abgerissen werden. Der Grundstein von 1913, die Marienstatue aus der Gebäudewand an der Geiststraße, die Fenster und das alte Türmchen der Kapelle waren zuvor „gesichert“ worden und sind heute wieder aufgebaut:
- der Grundstein mit einer Bronzetafel mit der Entstehungsgeschichte des Marienhospitals steht heute im Foyer,
- die Marienstatue in der Kapelle und ein Abbild im Eingangsbereich an der Spellerstraße
- die glasgemalten Fenster der Kapelle im Flur zur heutigen Kapelle
- das Glockentürmchen auf dem heutigen Parkplatz vor der Kapelle
Im Herbst 1972
Der erste (städtische) Rettungswagen wird am Marienhospital stationiert
Im Jahre 1975
Das neue Krankenhausgebäude entsteht.
(Die Abbildung zeigt den kompletten Gebäudebestand zu jener Zeit)
09.09.1980
Bürgermeister Erdland (am Spaten rechts) vollzieht den Spatenstich zur Erweiterung des neuen Rathauses, im Hintergrund das Bürgerhaus.
(Mehr Informationen)
18. September 1981
Die Grundsteinlegung und das Richtfest für das neue Rathaus finden statt.
(auf dem Bild Stadtdirektor Dr. Friedrich Schmänk und Bürgermeister Alexander Erdland)
20. Oktober 1982
Es ist vollbracht: Die Arbeiten sind abgeschlossen. Das Marienhospital, von Grund auf erneuert, wird feierlich eingeweiht und das 125jährige Bestehen des Marienhospitals (das wegen der Bauarbeiten ausgesetzt worden war) wurde nachgefeiert.
21.01.1983
Einweihung des neuen Rathauses, des "Kupferkessels"
Mehr Informationen
21. April 2001
Die Landesgartenschau Oelde 2001 öffnet ihre Tore und zieht einen besonderen Sommer lang rund 2,3 Millionen Gäste nach Oelde.
(auf dem Bild der damalige Bürgermeister der Stadt Oelde, Helmut Predeick)
1. bis 3. September 2017
Die neue Feuer- und Rettungswache an der Wiedenbrücker Straße wird bei strahlendem Sonnenschein eröffnet: Am Freitag offiziell mit geladenen Gästen, am Samstag und Sonntag als Bürgerfest und Tag der offenen Tür.