Jahrhundertplatz
EIN ORT IM WANDEL DER JAHRHUNDERTE
Kaum ein Standort in Oelde hat sich in den vergangenen Jahrhunderten so gewandelt wie dieser.
Es treffen Gebäude aus dem 17. bis 21. Jahrhundert aufeinander. Hier findet sich mit dem "Raemmelken" aus dem 17. Jahrhundert eines der ältesten Häuser unserer Stadt.
Die heutige Stadtbibliothek, ehemals das Amtsgericht, und das Haus vom Kolke zeugen von der Geschichte dieses Ortes, während neu errichtete Gebäude den Wandel deutlich machen.
Engelbert vom Kolke (1854-1930) stammte gebürtig aus Essen-Steele. Oftmals kam er mit dem Zug nach Oelde, um in Diestedde Verwandtschaft zu besuchen. Auf seine Kutsche wartend verliebte er sich im Jahre 1874 in das Eckhaus in der Geiststraße mit seinen Jugendstilelementen. Er erwarb es und gründete einen Eisenwarengeschäft. In seinen Anfängen fuhr vom Kolke mit einem Pferdewagen bis ins Ruhrgebiet, um seine Waren zu vertreiben.
Bildergalerie
Nicht erst Ende des 20. Jahrhunderts nahmen Fotografen und Künstler gern Kirchen mit ins Bild, wenn sie Straßenzüge ablichteten oder malten. Entsprechend diente die Lange Straße oftmals als Motiv. So kann man heute gut verfolgen, wie sie in früheren Jahren ausgesehen hat.
Die markanteste Veränderung erfolgte Ende des 19. Jahrhunderts. 1890 wurden das alte Rathaus und die daneben liegende Küsterei abgerissen. Beide Gebäude bildeten eine Barriere zwischen der Langen Straße und dem Kirchplatz, dem heutigen Marktplatz.
Das Rathaus war 1609 in schlichter Renaissance mit einem Durchgang zum Kirchplatz erbaut, vier Jahre nach dem Stadtbrand von 1605. Damals fielen 18 Häuser, Scheunen und Speicher an der Langen Straße und der Geiststraße den Flammen zum Opfer. Darunter vermutlich auch das alte Rathaus.
Eine weitere Feuersbrunst wütete 1800 in Oelde und vernichtete viel alte Bausubstanz. Diesmal waren es 105 Häuser, die niederbrannten. Angetrieben von einem heftigen Westwind breitete sich das Feuer vom Kramerschen Haus am Rathausbach an Pastors Straße (heutige Herrenstraße) in Richtung Osten mit unter anderem Kirchstraße, Lehmwall, Ruggestraße aus. Zwei Drittel der Stadt lagen danach in Schutt und Asche. Der südliche Teil der Stadt blieb verschont.
Daher befinden sich an diesem Standort heute noch die Gebäude, die eine lange Geschichte haben.
Raemmelken
Ein malerisches Gebäude, das die Blicke immer wieder auf sich zieht, ist das kleine Ackerbürgerhaus an der Geiststraße 6. Als typisches Handwerkerhäuschen ist es das Beispiel eines Oelder Hauses des 17. Jahrhunderts. Ergänzt wurde es im 18. Jahrhundert um eine "Utlucht", einen Erker, mit dem zur Straße hin eine kleine Stube geschaffen wurde. Heute ist das „Raemmelken“, 1984 gelungen restauriert, ein rustikales Restaurant.
Amtsgericht
Nur wenige Schritte weiter befindet sich ein klassizistisch geprägtes zweigeschossiges Gebäude, in dem 1908 über den fahrlässigen Kupferschmied und seinen „Oelder Wind“ geurteilt wurde. Das alte Amtsgericht, das zahlreiche Besitzer hatte, diente aber auch auch als Wohnhaus, mit einem Nebengebäude als „Wirtschaft und Brennerey“, und seit 1815 unter anderem als Amtsgericht. Damals wurden einige Räume in dem stattlichen Gebäude für diesen Zweck gemietet. Heute befindet sich in dem Gebäude die Stadtbibliothek.
Vom Kolke
Das Eckhaus Geiststraße/Lange Straße (Café Stutenbäumer) spiegelt in Maßstab und Proportionen die Bebauung dieses Geschäftsviertels im 18. Jahrhundert. Verschiedene Bürger- und Geschäftshäuser, die Ende des 19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden sind, haben sehens- und erhaltenswerte Jugendstilornamente. So zum Beispiel in diesem Bereich das Haus Geiststraße 1 (E. vom Kolke), das früher ein Eisenwarengeschäft war und jetzt als Kaffeehaus dient.
Rathaus
Das Rathaus (mittig im Bild) stand ursprünglich neben der St.-Johannes-Kirche. Gebaut wurde es, nachdem das frühere Rathaus vermutlich dem verheerenden Stadtbrand im Jahre 1605 zum Opfer fiel.
Es wurde 1890 abgerissen.