Kramers Mühle
Mehr als 400 Jahre trieb das Wasser des Axtbachs am Oelder Mühlenteich die Räder einer Mühle an, um Korn zu mahlen. Heute erinnert das Kindermuseum Klipp Klapp an die Wassermühle, die zunächst im Besitz des Landesherrn, seit 1778 in Erbpacht und dann im Eigentum der Familie Cramer war.
Tonius Kramer, war der letzte Eigentümer von Kramers Mühle. Als Beigeordneter des Amtes Oelde ist es auch seinem mutigen Handeln zu verdanken, dass Oelde im zweiten Weltkrieg von Kampfhandlungen der heranrückenden Panzer verschont bleibt.
DIE GESCHICHTE DER MÜHLE
Der erste Stein
1601 wurde ein neuer Lagerstein für die „öldische Wassermühle“ benötigt. Aus der ungefähren Lebensdauer eines Lagersteins lässt sich schließen, dass es die Wassermühle schon um 1550 gegeben haben muss. Der Mühlenteich wurde 1591 erwähnt. Mühlen anzulegen, gehörte zu den Hoheitsrechten des Landesherren. Die Landesherren ließen die Mühlen durch ihre Bediensteten oder durch Pächter betreiben.
Am Tag als David Cramer kam und der Name Kramer blieb
David Cramer hatte die Mühle an der Axtbach-Umflut 1763 für vier Jahre und 1768 für neun Jahre gepachtet. Als es in den Jahren 1777/78 der fürstbischöflichen Hofkammer nicht gelang, die „ganz neu instand gesetzte hochfürstliche Wassermühle“ für einen kurzen Zeitraum in Erbpacht zu vergeben oder der Gemeinde für 100 Jahre verpachten zu können, bekam Cramer die Mühle in Erbpacht. Die Mühle blieb fortan in Pacht der Cramers und ab 1852 im Besitz der Familie. Nach ihr ist sie dann auch als Kramers Mühle bekannt.
Über 400 Jahre Technik
In ihrer rund 400jährigen Geschichte erfuhr das aus Bruchsteinmauerwerk gefertigte Gebäude mehrere Veränderungen rund um seinen alten Kern. Eine Jahreszahl am Mühlentor weist auf die Umbauten 1726 hin. Umgestaltungen erfolgten auch 1798. Im Zuge der technischen Entwicklung wurde 1890 ein neues Stockwerk aufgesetzt und dazu ein weit vorragender hölzerner Krangiebel angefügt.
Die Mühle war 1803 noch die einzige in Oelde. Sie hatte vier oberschlächtige Räder (in einer Rinne wurde das Wasser bis hinter den Scheitelpunkt des Rads geführt). In zwei Mahlgängen wurde Futterschrot, Backschrot und Roggenschrot für Brennereien hergestellt, in einem dritten Mahlgang Feinmehl. Das vierte Wasserrad trieb die gegenüber der alten Mühle liegende Bockemühle an, in der Flachs und Hanf weich geschlagen wurden. Das konnte jedoch nur nachts geschehen, da am Tage die drei anderen Räder für die eigentliche Mühle liefen. Später gebrauchte man das Wasserrad zum Antrieb einer Säge oder Schneidemühle, die anstelle der Bockemühle 1898 eingerichtet wurde.
Außer der Wasserkraft nutzte die Familie Kramer auch Windkraft. Zunächst hatte Bernhard Kramer 1819 eine Bockwindmühle am Klockweg errichtet. Sie wurde 1869 abgebrochen und mit steinernem Unterbau unweit der Wassermühle aufgebaut. Das hölzerne Oberteil brannte im Winter 1870/71 ab. Darauf wurde sie ganz in Stein errichtet, aber bereits zur Jahrhundertwende stillgelegt. Heute erinnert an sie nur noch der Torso an der Straße Zum Mühlenteich.
Gegenüber der Kramers Mühle entstand 1904/05 eine Dampfmühle nebst Maschinenraum. Als die Wassermühle um 1930 auf Turbinenantrieb umgestellt worden war, wurde das Dampfmühlengebäude zum Wohnhaus umgebaut, in dem Tonius Kramer nach der Erweiterung und Aufstockung (1954/61) eine Gaststätte einrichtete.
Die "Siebeneselsmühle"
Eine weitere Straße in Oelde erinnert an die Mühlenzeit: der Mühlenweg. Dort bauten sieben Oelder Bürger eine Mühle, weil sie mit dem Müller Kramer nicht handelseinig wurden.
Doch die Mühle erfüllte nicht die Erwartungen. Mühlen, die mit Dampf- und Wasserkraft betrieben wurden, waren wirtschaftlicher. Andere schoben den Misserfolg auch darauf, dass die Mühle derart ungünstig ausgerichtet war, dass der Wind sie nicht richtig antreiben konnte. Und so fand der Volksmund schnell einen Namen für diese besondere Mühle: die „Siebeneselsmühle“. Sie wurde kurz nach dem Ersten Weltkrieg abgerissen.
Die Gärtner übernehmen
Seit 1961 ist die Stadt Oelde Eigentümerin des Mühlengebäudes. Sie führt zunächst das Pachtverhältnis mit dem Pächter fort, doch 1966 drehen sich die Mühlräder ein letztes Mal. Der Betrieb war zu unwirtschaftlich geworden.
Die städtische Gärtnerei zieht schließlich in die alte Mühe ein.
(Auf dem Bild aus den 1980er-Jahren ist rechts noch die ehemalige Gastronomie zu erkennen)
Zu neuem Leben erweckt
Im Vorfeld der Landesgartenschau 2001 bekam das historische Gebäude einen gläsernen Anbau mit einer Wasserwelt und einem Bereich, der heute als Gläserne Küche bekannt ist.
Heute können Kinder im Klipp-Klapp-Kindermuseum auf spielerische Weise herausfinden, wie früher Korn gemahlen wurde und wie heute Korn gewalzt wird. In der Gläsernen Küche wird gekocht und gebacken.
Das Museum bietet zudem pädagogische Kurse für Gruppen, Schulen und Kindergärten an.
Seit dem Jahr 2019 gibt es auch eine historische Mühlenführung für Erwachsene.