Die Weltkriege
1915: Neubau wird zum Lazarett
Gleich zu Beginn des Ersten Weltkrieges hatte das Kuratorium des Marienhospitals entschieden, den Neubau des Krankenhauses nach Fertigstellung als Lazarett bereitzustellen. Nach dieser Zusage wurde der Innenausbau mit Hochdruck vorangetrieben und viele Oelder packten ehrenamtlich und beherzt mit an, wie "Die Glocke" derzeit berichtete. Nicht zuletzt durch diese uneigennützige Hilfe konnte der neue Trakt am 1. September 1915 übergeben werden.
Die Leitung wurde dem Fabrikanten Erich Haver übertragen, der als Lazarettinspektor und Rechnungsführer im Marienhospital eingesetzt wurde.
Die ärztliche Betreuung lag in den Händen von Sanitätsrat Dr. Petermöller und Dr. Wilhelm Dahms. Oberin Schwester Luca und ihre Mitschwestern wurden durch Töchter aus den sogenannten „besseren Oelder Familien“, die eigens hierfür zu Rot‐Kreuz‐Hilfsschwestern ausgebildet wurden, bei der Pflege der Kranken und Verwundeten unterstützt. Auch der „Vaterländische Frauenverein“ engagierte sich.
Viele Verwundete aus Oelde und Umgebung wurden im Marienhospital versorgt und gepflegt. Allein am 7. August 1915 wurden 50 Verwundete aus Hamm aufgenommen. Bis zum Ende des Krieges sollten es 1.495 Verwundete unterschiedlicher Nationalität werden. Den Recherchen des Heimathistorikers Bernhard Lütkemöller ist zu entnehmen, dass auf einem Zimmer ein Deutscher, ein Österreicher, ein Pole, ein Franzose, ein Engländer und gleich nebenan ein Russe friedlich nebeneinander lagen.
Die Rot‐Kreuz‐Hilfsschwestern Paula Rose und Lilly Schreiber holten eines Tages den schwer verwundeten Krieger Bernhard Mönnigmann von Ehrenbreitscheid zum Lazarett nach Oelde ab. Später heirateten Paula Rose und Bernhard Mönnigmann. Aus dieser Ehe entstammt neben vier weiteren Geschwistern auch Schwester Petra, die Gründerin des Ordens „Dienerinnen der Armen".
Dankbarkeit der Soldaten
Bei der guten Fürsorge in Oelde fühlten sich die verwundeten Soldaten in Oelde sehr wohl. Mit Spendenaktionen revanchierten sie sich für die gute Pflege.
So bauten sie zu Anschauungszwecken für die Oelder Bevölkerung auf einem Gelände der Kirche einen Schützengraben nach. Mehr als 1.000 Personen seien hindurchgewandert und hätten 1.732,12 Mark für das Lazarett gespendet. Als der Schützengraben wieder zugeschüttet werden sollte, soll eine alte Frau herbeigeeilt sein und gerufen haben: „Haolt no´n lück! Ick häw min Jüngsten drin (in Kräig). Ick will´t mi doch auk bekaiken!" (Bernhard Lütkemöller)
Andere Lazarettbewohner verlegten bei der großen Dürre im Sommer 1915 eine Wasserleitung in den Garten des Marienhospitals, sodass die Pflanzen, Gemüse und Obst bewässert werden konnten, die letztlich zur Versorgung der Patienten benötigt wurden.
Wieder andere gingen im Mai 1916 auf „Eierkollekte“ und sammelten 1.800 Eier für das Oelder Lazarett.
Nach Ende des Krieges und der Auflösung des Lazaretts wurde der Ost‐West‐Anbau zum Krankenhaus und brachte die notwendige räumliche Entlastung. Die Leitung ging wieder auf die Clemensschwestern über.
Bericht aus dem 2. Weltkrieg
„Am 24. Januar kreisten während des Begräbnisses einer verstorbenen bekannten Frau aus Oelde mehrere feindliche Flugzeuge über Oelde und über dem Friedhofe. Jeden Augenblick wurde mit Bordwaffen geschossen; der Angriff galt wie immer den fahrenden Zügen. Die Teilnehmer des Begräbnisses stoben auseinander; nur mit Angst und Not konnte ich schnell die Leiche beisetzen. An diesem Tage wurden tagsüber drei Züge beschossen. Wir hatten am Abend 14 Leichen – neun Frauen, drei Soldaten, eine Wehrmachtshelferin, einen Heizer des Bonner Zuges in der Friedhofskapelle des Krankenhauses stehen; etwa 42 Schwer‐ und Leichtverletzte wurden im Krankenhause behandelt. Ein Zug war mit evakuierten alten Frauen aus Bonn besetzt; sieben wurden getötet, viele verletzt. Am Sonntag, dem 28. Januar, nachmittags 4 Uhr, wurden hier neun Leichen beigesetzt “
(Eintrag von Pfarrer Braukämper in der Pfarrchronik)