MARIENHOSPITAL
OELDE

In besten Händen: die Clemensschwestern


1854-1988: 134 Jahre im Dienste der Kranken

Als man das Krankenhaus in Oelde plante, stellte sich schnell  die Frage, wer die zukünftige Krankenpflege übernehmen könne. Schon frühzeitig hatten die beiden Pastöre Grothues und Köster Kontakt mit der Genossenschaft der Clemensschwestern, („Genossenschaft der barmherzigen Schwestern“) in Münster aufgenommen. Ihr Wirken war zunächst auf ambulante Pflege beschränkt, der Pflege von Kranken in ihren Wohnungen.

Im Zuge der starken Entwicklung des Krankenhauswesens wurde ihnen aber 1820 auch die Versorgung der Kranken im Clemens-Hospital in Münster übertragen. Seitdem bürgerte sich der Name „Clemensschwestern“ ein. Der Orden hatte allerdings zu jener Zeit erhebliche Personalprobleme.

(Bild einer Clemensschwester  aus dem 19. Jahrhundert)

Einführung der Schwestern

Vom 20. April 1854 datiert ist ein Brief, den Pfarrer Köster an Bischof Johann Georg Müller schrieb. Der Bischof steht an der Spitze der Genossenschaft.

Hochwürdigster Herr Bischof, Gnädiger Herr! ... Was nun die Einführung der barmherzigen Schwestern betrifft, so habe ich von dem Herrn Direktor Kres noch immer nicht die feste Zustimmung erhalten, dass die Schwestern schon gegen den 15. Mai hier eintreffen werden. Es seien, wie er sagt, einige Schwestern krank und müsste noch der Verlauf dieser Krankheit abgewartet werden...   Sollten nun aber, wie ich sagte, die Schwestern gegen die Zeit der Einweihung der Kapelle in Möhler hiereintreffen, so möchte ich mir wohl die gehorsamste Bitte erlauben, dass Bischöfliche Gnaden, wenn es füglich geschehen kann, die Einführung der Schwestern am Tage nach der Einweihung der Kapelle, also am 18. Mai vornehmen wollten. ... Indem ich um hochgefälligen Bescheid bitte, grüße ich in tiefster Ehrfurcht
Euer Bischöfliche Gnaden gehorsamster Diener Köster Pfarrer
 .

Ob nun dieser Brief  den Bischof veranlasst hat, als Vorgesetzter von Direktor Kres ein wenig nachzuhelfen, der Bitte aus Oelde zu entsprechen, ist nicht bekannt. Denken lässt es sich schon, denn am 3. Mai 1854 trifft endlich der lang ersehnte Brief aus Münster ein. Direktor  Johann Wilhelm Kres teilt mit:

Verehrtester Herr Pastor! Euer Hochwürden,
freue ich mich mittheilen zu können, dass, falls nicht unerwartete Hindernisse eintreten, die würdige Mutter am 16. d. J. zwei barmherzige Schwestern Ihnen zuführen wird. Über die Zeit, wann dieselben am besten dort eintreffen, sowie über Ihre sonstigen Wünsche in Beziehung auf Einführung der Schwestern, erwarte ich nähere Nachrichten. ... Ich habe nur einen Wunsch, dass nämlich bei der Einführung ferner, in der Predigt usw. alles vermieden werde, was den Schwestern nur irgendwie zur Auszeichnung oder zum Lohn gereichen könnte. Sie müssen sich erst Ihre und Ihrer Gemeinde Zufriedenheit verdienen. Gedenken Sie zuweilen im Gebete der Genossenschaft
 . 
(aus „Geschichte des Marienhospitals" von August Cappenberg 1954; „Im Geiste christlicher Nächstenliebe" von Hans Rochol, veröffentlicht im Kreisheimatkalender „An Lippe und Ems“, 1988)

1854: Einweihung & Gründung des Konvents

Am 17. Mai 1854 feierte die gesamte Region die Einweihung des Marienhospitals und der Bischof  führte die ersten beiden Clemensschwestern, Schwester Claudia und Schwester Charita, in ihr Amt ein.
Diese versorgten nun eigenständig die Kranken. Damit war der Konvent der Clemensschwestern am Oelder Marienhospital als 34. Töchterhaus gegründet. Erste Vorsteherin wurde Schwester Claudia.
Nach einem Jahr wurde Schwester Claudia nach Borken versetzt. Schwester Charita rückte auf den Posten der Vorsteherin nach und als zweite Schwester wurde Schwester Caecilla Schäfer nach Oelde entsandt.
Der Orden der Clemensschwestern schickt 1875 weitere 3 Schwestern nach Oelde, sodass der Konvent nun fünf Schwestern umfasst. 1935 sollten es 18 und 1954 sogar 25 Ordensfrauen im Oelder Krankenhaus werden, ergänzt um  weltliche Pflegekräfte.
Dieser Konvent wird  134 Jahre lang im Marienhospital  tätig sein. 

Aus dem frühen Alltag

Üblicherweise blieben die Erkrankten zuhause und wurden ambulant durch Ärzte und durch Familienangehörige, im Bedarfsfall  von Krankenschwestern versorgt.
Der Aufenthalt im Krankenhaus war in erster Linie für Personen  bestimmt, für die zuhause keine Pflege  sichergestellt werden konnte.

Die ärztliche Versorgung im Krankenhaus erfolgte durch die niedergelassenen Oelder Ärzte. Neben den Clemensschwestern gab es eine Magd, eine Lisette Görges, die die Hauswirtschaft besorgte und die gespendeten Tiere, zwei Schweine und eine Kuh versorgte, die wiederum für  Lebensmittel der Erkrankten sorgten.
Darüber hinaus wurden die Kranken mit Lebensmittelspenden aus der Bevölkerung versorgt.

Bis zum Jahresende wurden 28 Kranke im Marienhospital kostenlos versorgt und gepflegt.

1919 richteten die Clemensschwestern im Marienhospital eine Lehrküche ein.

1919: Eine Lehrküche entsteht

1919 richteten die Clemensschwestern im Marienhospital eine Lehrküche ein. Junge Mädchen aus Oelde und Umgebung konnten hier „Kochen und Hauswirtschaft“ erlernen. Diese Lehrküche, aber auch die Präsenz der Clemensschwestern im Stadtbild, führten dazu, das zu jener Zeit 45 junge Mädchen und Frauen in den Orden der Clemensschwestern eintraten. Einige übernahmen  Führungsfunktionen im Orden. Wie z.B. Schwester Wolframa, geb. Katharina Vennewald aus Ahmenhorst, die Provinzialoberin wurde und Generaloberin werden sollte.  Dazu kam es jedoch nicht. Mit 50 Ordensschwestern,  der Generaloberin  und  Bezirks- und Provinzialoberinnen, also der gesamten Führungsriege des Ordens, wurde sie am 10.10.1943 im Bombenhagel auf Münster getötet.
(auf dem Bild  hintere Reihe mit Schöpfkelle in der rechten Hand)

Auf dem Bild Schwestern im Kreise der gepflegten Soldaten, vorne ganz links sitzend Erich Haver, dem die Leitung des Lazaretts übertragen worden war. Das Kind vorne rechts zeigt Joseph Holterdorf, den späteren Verleger der Glocke. 

In den Kriegsjahren

Oberin Schwester Luca und ihre Mitschwestern wurden von Töchtern  aus  „besseren Oelder Familien“, die eigens hierfür zu Rot- Kreuz-Hilfsschwestern ausgebildet wurden, bei der Pflege der Kranken und Verwundeten unterstützt. Auch der „Vaterländische Frauenverein“ engagierte sich sehr. Viele Verwundete aus Oelde und der näheren und weiteren Umgebung wurden im Marienhospital gepflegt, welches gleich nach  Fertigstellung als Vereins-Lazarett bereitgestellt wurde. Allein am 7. August 1915 wurden 50 Verwundete aus Hamm aufgenommen. Bis zum Ende des Krieges  wurden  1.495 Verwundete unterschiedlicher Nationalitäten aufgenommen.  Angesichts der guten Fürsorge  fühlten sich die Soldaten  sehr wohl und revanchierten sich mit unterschiedlichen Initiativen für die Pflege. 

1961: Die Krankenpflegeschule entsteht

Der Bedarf an zusätzlichem Pflegepersonal wuchs stetig an und so beschloss das Kuratorium  auf Initiative von Dr. Brameyer, eine Krankenpflegeschule am Marienhospital zu gründen. Erste Schul-Schwester wird Schwester Lucia. Die Schule wird staatlich anerkannt und als „Missionsschule“ geführt. Damit sollte  auch Mädchen aus damaligen Missionsgebieten eine qualifizierte Ausbildung im Pflegeberuf ermöglicht werden. Am 1. Oktober 1961 nimmt die Schule ihren Dienst auf. Neben Mädchen aus dem näheren und weiteren Umfeld erlangten  auch neun junge Frauen  aus Süd-Korea ihren Abschluss im Krankenpflegeberuf. 
Fräulein Toni Rosendahl, frühere Konrektorin der Realschule  und seit April 1961 pensioniert,  nahm sich der koreanischen Mädchen an und brachte ihnen die deutsche Sprache bei. 
(auf dem Bild: Toni Rosendahl im Kreise ihrer Schülerinnen)

Frederike: "Die rasende Clemensschwester"

 Während die meisten der Clemensschwestern ihren Dienst im Marienhospital versahen, waren andere im Kardinal-von-Galen-Heim tätig oder wie Schwester M. Frederike Pusen (* 30.05.1888, + 02.09.1976) in der ambulanten Pflege in Oelde und dem Kirchspiel.  Vielen alten Oeldern ist Schwester Frederike noch bekannt  als die „rasende Clemensschwester mit dem wehendem Schleier“. Schwester Frederikes Markenzeichen war ihr Fahrrad und ihr wehender Schleier, mit dem sie oft mit hoher Geschwindigkeit auf dem Weg zu den Kranken unterwegs war. Und bei ihren „Radtouren“ soll ihr manchmal auch eine „rote Ampel“ egal gewesen sein. 

1988: Die Tätigkeit der Clemensschwestern endet 

2. Dezember 1987
In einem Schreiben an das Kuratorium kündigt die Generaloberin der Clemensschwestern an, dass es aufgrund der personellen Entwicklung im Orden künftig nicht mehr möglich sei, zwei Konvente in Oelde zu belassen. Die Clemensschwestern im Marienhospital werden daher in 1988 nach Münster zurückgeholt werden.
12. Juli 1988
Aufgrund des Nachwuchsmangels im Orden erfolgt die angekündigte Abberufung der Clemensschwestern nach 134 Jahren am Marienhospital. Die älteren Schwestern verbleiben in Oelde  und ziehen in das Kardinal-von-Galen-Heim, denn der dortige Konvent soll zunächst verbleiben.

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