Am 26.09.1901 wird der Anbau der Krankenhauskapelle feierlich eingeweiht  (Blick vom Krankenhausgarten)

MARIENHOSPITAL
OELDE

Oelde braucht eine Krankenanstalt

Zur entstehungsgeschichte

1845: Der Anstoß 

Während des Empfangs zum Goldenen Bischofsjubiläums des münsterschen Oberhirten Caspar Max Freiherr zu Droste-Vischering am 6. September 1845 hatte Pfarrer Grothues (Johann Bernard Grothues, *18.4.1774 in Oelde, Priesterweihe 4.10.1810, +14.04.1854) seinem Confrater gegenüber angeregt, „man solle doch in Oelde, wie auch andernorts allenthalben im Münsterland in dieser gründungsfrohen Zeit, eine Krankenanstalt unter Leitung und Pflege der Barmherzigen Schwestern einrichten“. Er selbst, der als Spender zu seinen Lebzeiten nicht genannt sein wollte, sagte als Grundausstattung der Stiftung einen ansehnlichen Betrag zu.

Bei Pfarrer und Landdechant Alexander Joseph Kösters, Pfarrer an St. Johannes zu Oelde, fiel diese Anregung sogleich auf fruchtbaren Boden. „Hier in Oelde“, so schrieb er am 1. Dezember 1845 postwendend, „wo die Armut sehr groß ist, wo es den armen Kranken oft so sehr an Pflege und Aufwartung fehlt, in Oelde, sage ich, wo außerdem noch so vieles zu tun ist, um die Seelen zu retten, hier gerade, meine ich, sei eine solche Anstalt von unendlichem Werte und gewiss auch von segensreichsten Folgen“. 
 
Schon frühzeitig hatten die beiden Pastöre Kontakt mit der Genossenschaft der Clemensschwestern, eigentlich der „Genossenschaft der barmherzigen Schwestern“ in Münster aufgenommen. Ihr Wirken war zunächst auf ambulante Pflege beschränkt, der Pflege von Kranken in ihren Wohnungen. Im Zuge der starken Entwicklung des Krankenhauswesens wurde ihnen aber 1820 auch die Versorgung der Kranken im Clemens-Hospital in Münster übertragen. Seitdem bürgerte sich der Name „Clemensschwestern“ ein. Der Orden hatte allerdings zu der Zeit erhebliche Personalprobleme.

1848: Das "heilige Wetteifern"

Im November 1848 waren die Vorbereitungen weit gediehen. Die Geistlichen von St. Johannes, Pfarrer Köster, Kaplan Theissing und Vikar Kreuzer, hatten eine Zusammenkunft mit einflussreichen Bürgern der Stadt und des Kirchspiels; eine Baukommission konstituierte sich.
Schnell stellte sich heraus, dass die Finanzierung nur über  Spenden sicherzustellen war. Daher gründeten die beiden Geistlichen die „Stiftung Marienhospital“ und riefen die Oelder zu Spenden auf. Eine der ersten Spenden war eine zunächst anonyme Stiftungseinlage von 1.400 Reichstalern. Das spornte offensichtlich die Oelder an.   

Als die Geistlichkeit am 19. November 1848, dem Fest Mariä Opferung, von der Kanzel zu einer Spendenaktion für das geplante Hospital aufrief, setzte das von Vikar Tigges als zeitgenössischem Chronisten notierte „heilige Wetteifern“ ein.
Die Wohlhabenden in der Stadt und Kirchspiel zeichneten bedeutende Summen und versprachen beträchtliche Lieferungen an Baumaterial, Hand- und Fuhrdiensten. Die Dienstboten scheuten nicht den sauer verdienten Lohn ihres Schweißes, und Kinder öffneten mit Freuden ihre Sparbüchsen … Alte Witwen opferten ihre Brautringe, Jungfrauen trugen silberne Armbande, goldene Kettchen, Kreuze, Broschen herbei … von den Groß- oder Urgroßeltern ererbte Medaillen und Andenken von Gold und Silber wurden aus dem verborgenen Verschluss hervorgeholt und auf dem Altar der geistlichen Liebe niedergelegt.

So beschreibt Vikar Tigges  die Spendenfreude  der Oelder, um den Bau des Krankenhauses zu ermöglichen.  Erst nach dem Ableben von Pastor Grothues wird bekannt, dass die „anonyme Spende“ von ihm stammte. 

Das erste Gebäude des Marienhospitals entsteht ab 1849 in der Geiststraße gegenüber dem heutigen Hotel Mühlenkamp
Das erste Gebäude des Marienhospitals entsteht ab 1849 in der Geiststraße gegenüber dem heutigen Hotel Mühlenkamp


1849: Die  Baumaßnahmen starten

Vier Jahre nach der ersten Initiative konnte im August 1849 der Bau eines ersten Hauses nach den Plänen des Oelder Baumeisters Rudolf Volmer beginnen. Das Gebäude entsteht gegenüber dem heutigen Hotel Mühlenkamp  in der Geiststraße. 

Das Gebäude  war nach drei Jahren  im Wesentlichen vollendet. Doch unerwartete Schwierigkeiten verzögerten die Einweihung.
Erst für das Jahr 1854 erhielt der unermüdliche Pfarrer Köster von den Barmherzigen Schwestern in Münster die Zusage, dass die ersten beiden Schwestern, Charitas und Claudia, an das Oelder Marienhospital versetzt und  vom Bischof persönlich in ihr Amt eingeführt würden.

1854: Feierliche Einweihung

Am 17. Mai 1854 feierte die gesamte Region mit einem Hochamt unter Mitwirkung des damaligen Bischofs von Münster, Dr. Johann Georg Müller, den Tag der Einweihung des neuen Marienhospitals und der Bischof höchstpersönlich führte die ersten beiden Clemensschwestern, Schwester Claudia und Schwester Charita in ihr Amt ein, die eigenständig die Kranken versorgten. Damit war der Konvent der Clemensschwestern am Oelder Marienhospital als 34. Töchterhaus gegründet. Erste Vorsteherin wurde Schwester Claudia.

Die ärztliche Versorgung erfolgte durch die niedergelassenen Ärzte von Oelde. Neben den Schwestern gab es eine Magd, eine Lisette Görges, die die Hauswirtschaft besorgte und die gespendeten Tiere, zwei Schweine und eine Kuh versorgte, die wiederum für  Lebensmittel sorgten. Darüber hinaus wurden die Kranken mit Lebensmittelspenden aus der Bevölkerung versorgt.

Pfarrer Johann Bernhard Grothues, der Initiator und Stifter des Oelder Krankenhauses, verstirbt am 14. Mai 1854 - er erlebt die Eröffnung des Marienhospitals nur wenige Tage später  leider nicht mehr. 



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