St.-Johannes-Kirche
1457 haben Junker Berndt von der Lippe und Graf Kord von Rietberg das Dorf und Kirchspiel Oelde überfallen. Dabei verbrannte auch das Gotteshaus mit den Glocken.
Nach der Zerstörung entstand eine neue kleine Kirche, geostet, mit einem gotischen Chor. Drei Joche umfasste der einschiffige Bau, in dessen drittes Joch der Turm eingefügt war.
Kirchweih dürfte am Sonntag, 20. Juli 1483 (Gedenktag der heiligen Margarete), gefeiert worden sein. Darauf deutet die älteste Glocke hin, die sich seit 1483 im Turm befindet.
Von 1725 bis 1736 wurde die Kirche um zwei Seitenschiffe erweitert. In den Rundbogen der Fenster erkennt man die Zeit des Barock.
Das erste und zweite Joch des Langhauses blieben erhalten, als Münsters Diözesanbaumeister Emil von Manger (1824 bis 1902) im Jahr 1863 das dritte Joch mitsamt dem alten Kirchturm entfernen ließ und anschließend – bis 1869 – die Kirche um drei auf die insgesamt fünf heutigen Joche westwärts verlängerte.
Der charakteristische Turm ohne Helm, der an die Überwasserkirche in Münster erinnert, bildet, vorgesetzt, seither den westlichen Abschluss des Gotteshauses. Sechs Glocken schwingen in ihm.
Um die Kirche herum und zeitweise auch in der Kirche befand sich einst der Oelder Friedhof, auf dem bis 1819 beerdigt wurde.
(Das Bild zeigt den Marktplatz mit dem Kriegerdenkmal vor der Kirche, das sich heute am Hermann-Johenning-Platz befindet)
Eine Sakristei wurde in den Jahren des Ersten Weltkriegs an südöstlicher Seite angefügt. Nach einer Umgestaltung in den 1960er-Jahren bekam das Chor 1997 seine heutige Form mit dem zur Gemeinde hin vorgezogenem Altar. Der Münsteraner Architekt und Künstler Dieter G. Baumewerd gab ihm die jetzige Form. Trotz der verschiedenen Jahrhunderte, in denen an ihnen gebaut wurde, wirken Kirchenschiff und Chor harmonisch und gefällig.
(Blick in die Kirche vor der Umgestaltung)
Bedeutende Kunstwerke
Bedeutendstes Kunstwerk der St.-Johannes-Kirche ist wie insgesamt im Stadtbereich das spätgotische Sakramentshaus, dessen Entstehungsjahr die Ziffern verraten: 1491. Obendrein ist die 4 wie eine halbe 8 eingemeißelt. Das romanische Kreuz im Übergang vom Kirchenschiff zum Chor steht dem Sakramentshaus nicht nach. Anton Mormann (Wiedenbrück) brachte den Korpus als Torso um 1900 aus einer evangelischen Kirche in Sachsen mit. Der Künstler ergänzte an dem Kunstwerk aus der Zeit um 1230 den Korpus, dem Kopf, Arme, Teile des Lendentuchs und der Füße fehlten. Sehenswert ist auch der zum Sakramentshaus passende spätgotische Taufstein. Das Taufbecken im Taufstein und die Kreuzbalken sind Arbeiten des Oelder Künstlers Leo Neumann (1928-1999).Wertvolles zu sehen gibt es des Weiteren in der Columba-Kapelle am Nordostende der Kirche, dem wohl ältesten Teil des Gotteshauses: Die Anna-Selbdritt-Statue eines unbekannten Künstlers aus der Zeit um 1500 stand wahrscheinlich einst auf jenem Anna-Seitenaltar, den Jasper von Oer und seine Frau, Anna von Hoerde, 1491 (samt Sakramentshaus) gestiftet hatten.