Utopia
Planungen von Utopia
In vielen größeren Städten entstanden während des Nationalsozialismus monumentale Staats- und Parteibauten. Lokale nationalsozialistische Vertreter hatten den Wunsch, solch ein Bauvorhaben auch in Oelde zu verwirklichen.
Am 23.5.1938 beschloss die Stadtvertretung unter anderem die Errichtung eines Kriegerehrenmals und die Ausgestaltung des Stadtparks.
Der beauftragte Architekt, Hans Strobel, Stadtbaurat a. D., aus Dortmund hatte schon mehrere Großprojekte erstellt. Nach seinen Plänen sollte der Oelder Park weiterhin Erholungspark bleiben, doch gleichzeitig ein Heim für die Hitlerjugend (HJ) bekommen, eine Jugendherberge, eine Stadthalle mit 2000 Sitz- und 500 Stehplätzen, ein Schwimmbad, eine Gartenwirtschaft, eine vergrößerte Wasserfläche, einen Aufmarsch- und Festplatz und einen feierlicher Anmarschweg.
Um die Stadthalle an die Hauptverkehrsader, die Stromberger Straße, anzubinden, sah der Architekt die Adolf-Hitler-Allee vor. Vom Horst-Wessel-Platz (Sommers Wiese) sollte sie nach rund 400 Metern in den circa 6000 Quadratmeter großen Adolf-Hitler-Platz münden.
An dessen Ende platzierte Strobel in seinem Entwurf die Stadthalle. Die Jugendherberge und das Hitlerjugendheim sollten den Adolf-Hitler-Platz auf den verbliebenen beiden Seiten einrahmen.
Der linke Flügel des Stadthallengebäudes sollte als Turnhalle eingerichtet werden, während der rechte Flügel als Raum für die Tageswirtschaft vorgesehen war.
Sowohl das HJ-Heim als auch die Jugendherberge waren eingeschossig gedacht und ähnelten Kasernen.
Das „Ehrenmal des Weltkrieges und der nationalen Erhebung“ plante Strobel entlang der Adolf-Hitler-Allee gegenüber der Stelle, an welcher der vom Wald kommende Hauptweg auf die Allee stößt.
Die finanzielle Realität
Das Oelde letztlich von dieser Teilhabe an der monumentalen nationalsozialistischen Selbstdarstellung verschont blieb, lag daran, dass der Vermessenheit schnell die finanzielle Realität gegenüber stand. Den Überschuss von 56 000 Reichsmark, den Oelde 1937 zu verzeichnen hatte, benötigte die Stadt für den Bau einer neuen Volksschule.
Zudem sollte für den Bau eine Anleihe in Höhe von 150 000 RM aufgenommen werden. Das Ehrenmal mit 25 000 RM und das HJ-Heim mit 75 000 RM hätten die Verschuldung enorm in die Höhe getrieben. Für die weiteren Bauvorhaben wurden erst gar keine Zahlen genannt.
Im Mai 1938 bewilligten die städtischen „Vertreter“ für das Ehrenmal einen Zuschuss von 10 000 RM. 1939 berichtete der neue, von der NSDAP installierte Amtsbürgermeister Karl Graßmann vor einer Versammlung des Verkehrsvereins, dass man noch in diesem Jahr mit dem Bau beginnen wolle. Bisher ständen 13 000 RM zur Verfügung, die Restsumme müsse nun durch Spenden der Bevölkerung aufkommen.
Um die Kosten zu senken, sollten die Erdarbeiten im Stadtpark in Gemeinschaftsarbeit verrichtet werden. Die Pläne verschwanden schließlich in den Schubladen der Stadtverwaltung, nachdem der Krieg begonnen hatte und es um die städtischen Finanzen ohnehin schlecht aussah.