VOM 
BRENNEN 
UND BRAUEN


Vom Brennen und Brauen


Pott’s Landbier, Schwarze Frühstückskorn oder Druffels Pflaumenbrand: Für diese beliebten Spezialitäten ist Oelde seit langer Zeit bekannt. Denn Brennereien und Brauereien sind schon seit Jahrhunderten untrennbar mit dem Oelder Wirtschaftsleben verbunden.

Für damalige Zeiten außergewöhnlich: ab 1872 führt eine Frau die Brennerei Schwarze. Katharina Bernadine Schwarze übernimmt, nachdem ihr Mann verstorben ist. Sie erweist sich als erfolgreiche Geschäftsfrau, investiert in neue Technik und baut den Absatzmarkt bis ins Ruhrgebiet aus.

 Auch Christina Pott-Feldmann, Chefin der Brauerei Pott-Feldmann, weiß sich durchzusetzen:
Denn als das Militär zum Ende des Ersten Weltkriegs das Sudhaus konfiszieren wollte, um aus dem Kupfer und Messing Geschosshülsen zu erstellen, stellte sich Christina Pott-Feldmann schützend vor die Gefäße und weigerte sich: „Entweder nehmt ihr beides mit, nämlich mich und die Sudgefäße, oder ihr lasst beides stehen.“ Das Militär zog unverrichteter Dinge von dannen. 

Die  Wirtschaft um 1750 

Der Weg Oeldes vom unbedeutenden ländlichen Wigbold zur Industriestadt im Grünen ist eng mit dem Anschluss an die Eisenbahnstrecke von Köln nach Minden und weiter nach Berlin verbunden.
Bis 1847 widmeten sich die Bewohner Oeldes vor allem den Belangen der Menschen im Ort und der Landbevölkerung ringsumher. Selbst die bedeutenden Postlinien führten an dem Gemeinwesen vorbei.   

Zu jener Zeit gab es in Oelde einen Müller, vier Bäcker, sechs Krämer, vier Tabakspinner, sechs Fuselbrenner, elf Gastwirtschaften und Gasthöfe, vier Schreiner, drei Maurer, einen Glaser, zehn Schuhmacher, zwölf Schneider, dreizehn Weber, einen Schönfärber, einen Hutmacher, einen Kammmacher, zwei Knopfmacher, sieben Strumpfstricker, einen Kupferschläger, einen Drillmacher, drei Drechsler, drei Faßbänder, sieben Schmiede, einen Steinhauer, einen Ackerer und 89 Tagelöhner.  
Einen beachtlichen Teil des Oelder Wirtschaftslebens machten seit Jahrhunderten die Brennereien und Brauereien aus.
So bestehen noch heute Betriebe, deren Ursprung im 18. Jahrhundert liegt.

Die Geschichte der Brennerei Schwarze 

1738 kam Joan Herman Schwarze von Westkirchen, wo die Schwarzes nachweislich schon seit 1664 Brenner und Bauern waren, nach Oelde. Er führte hier die Brennerei, das Gasthaus und die Landwirtschaft seines Schwiegervaters, des Bürgermeisters Olmerloe. Später wurde er ebenfalls   Bürgermeister von Oelde und starb im Jahre 1794 nach einem arbeitsreichen Leben. Seine Söhne und Enkel führten das Unternehmen weiter und verlegten es von der Ruggestraße an die „Pastorenstraße“, die heutige Herrenstraße. Die Brennerei Schwarze zählt sich heute zu den fünf ältesten inhabergeführten Unternehmen in Deutschland.

1803 gab es in Oelde elf Branntweinbrenner. Der Branntwein wurde größtenteils nach Warendorf verkauft, von wo aus die dortigen Zwischenhändler ihn ins Ausland schickten.

(Ansicht der Produktionsstätte mit Herrenhaus im Hintergrund)

Qualitätssicherung in der Brennerei Schwarze
Historische Ansicht von Haus Geist

Die Geschichte der Pott´s Brauerei

1769 erwirbt Franz Arnold Veltmann die Oelder Bürgerrechte und pachtet im selben Jahr die Gaststätte mit Brauerei an der Kortenstraße 59, heute Ruggestraße 3, von den Jesuiten auf Haus Geist. Am 8. Juni 1774 konnte er das Anwesen erwerben. 

(Abbildung zeigt historische Ansicht von Haus Geist)

1950-er Jahre: Lieferung mit Oelder Bier 

In der dritten Generation heiratet Bernhard Pott vom Lehmwall die Erbtochter Theresia Elisabeth Bernadina Feldmann. Fortan firmiert das Unternehmen als Brauerei Pott-Feldmann.
Nachdem seine Frau bereits 12 Jahre später verstirbt, heiratet er 1864 erneut in eine Brauerei ein, nämlich in die Brauerei Hartwig - ganz nach dem Motto „Zwei Brauereien sind besser als eine“.  Die Bierproduktion wird dort jedoch schon bald aufgegeben, war doch die Brauerei an der Ruggestraße technisch besser aufgestellt.
Das heutige „Oelder Brauhaus“ auf dem Marktplatz wird seitdem als Gastronomie betrieben und ziert mit seinem historischen Gebäude auch heute noch den Markenauftritt der Pott’s Brauerei.  

(Abbildung zeigt Lieferung des Oelder Biers in den 1950-er Jahren)

Mit der Entwicklung des bernsteinfarbenen Landbiers 1975 und der Wiedereinführung der Bügelverschlussflasche 1981 werden die folgenden Jahre äußerst erfolgreich und etablieren Pott’s als regionale Spezialitätenbrauerei.
Die beengten Verhältnisse in der Oelder Altstadt ließen aber keine großen Erweiterungen zu. Deshalb entschied die Brauerfamilie Pott, im Süden gegenüber der Axtbachaue, die neue Pott’s Naturparkbrauerei mit Gastronomie zu errichten. Heute, mit Jörg Pott in der 7. Generation, ist sie ein Besuchermagnet für das Auge und den Gaumen, ganz in der Nähe von Oeldes schönem Vier-Jahreszeiten-Park.
(Zufahrt zum ehemaligen Eiskeller der Pott´s Brauerei in der Bahnhofstraße)

Die Wirtschaft ab 1800 

In der ersten Hälfte des Jahrhunderts sah es jedenfalls in Oelde nicht sehr gut aus. Dazu mag auch der große Stadtbrand von 1800 beigetragen haben. Allerdings wird aus jeder Zeit  berichtet: "Der Boden um Oelde ist fruchtbar, die Physiognomie der Stadt aber niederschmetternd, als gäbe es hier viele Feiertage. Man feiert hier wohl noch den dritten Pfingsttag, denn in zwei neugebauten Häusern wird tapfer getanzt, und die Leute schienen mir festlich angezogen zu sein."
Im April 1803 inspiziert der Kriegskommissarius Kurlbaum die Stadt Oelde und berichtet, dass Ackerbau lediglich von den fünf im Wigbold lebenden Bauern betrieben werde, "und die übrigen Einwohner beitreiben ihn nur mäßig."
1844 schrieb Friedrich Ludwig Tenge, Herr der Grafschaft Rietberg: "Die Gegend von Oelde... ist lediglich auf Ackerbau, Viehzucht und Spinnerei hingewiesen. An Handel und Fabriken fehlt´s ganz. Das erzeugte Getreide wird in der Nähe consumiert, und beschränken sich die Gegenstände des Exports fast lediglich auf das hier in Betracht kommende Garn, so wie auf den etwaigen Überfluss an Butter und Schinken."
Auch wenn die Beschreibung nicht ganz unzutreffend gewesen sein mag, gab es  einen weiteren Grund, die wirtschaftliche Bedeutung von Oelde herabzusetzen. Diese Sätze stammen aus einem Memorandum an die Cöln-Mindener Eisenbahngesellschaft mit dem Ziel, den Bau der geplanten Eisenbahnstrecke über Rietberg zu führen. Wäre man diesem Vorschlag gefolgt, dann hätte Oelde sicher nicht den wirtschaftlichen Aufschwung genommen, der in dem  dann folgenden Jahrhundert zu verzeichnen war. 
(aus Oelde, die Stadt in der wir leben; 1987; Herausgeber Kreis-Geschichtsverein Beckum-Warendorf e.V. und  Aemtersparkasse Oelde-Ennigerloh)

Es war König Friedrich Wilhelm, der  am 9. März 1845 endgültig über den neuen Schienenverlauf  zwischen Hamm und Bielefeld  entschied. Die Wahl fiel glücklicherweise zugunsten von Oelde aus.

Gesindelohn lohnt keine Sparkasse 

Wie es wirtschaftlich um Oelde im 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stand, zeigen die Bemühungen von Amtmann Beckmann. Er hatte schon 1844 erste Versuche unternommen, eine Sparkasse zu gründen. Auch 1854 und 1856 lehnte die Gemeindeversammlung die Einrichtung ab, denn „bisher glaubt man nicht, dass hier eine Sparkasse Nutzen bringe, da die Teilnahme wegen des geringen Gesindelohns und der großen Dürftigkeit der Tagelöhner- und Handwerkerklasse ganz und gar unbedeutend sein würde“. 
Doch Amtmann Beckmann ließ nicht nach: Am 20. Juli 1858 wurde im Hause Lange Straße 23 schließlich die Sparkasse eröffnet. Ausgestattet mit einem Kassenbuch, 100 Sparbüchern und der Garantie der Stadtgemeinde Oelde konnten die Geschäfte aufgenommen werden. 


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